Bonding – Rebonding

Liebe auf den ersten Blick

In der Bindungstheorie wird davon ausgegangen, dass das Neugeborene von Geburt an veranlagt ist, sich an seine Bezugspersonen zu binden – im ersten Jahr vor allem an seine Mutter, seinen Vater oder auch an andere nahe Bezugspersonen, mit denen es intensiven Kontakt hat.

Diese enge emotionale Beziehung/Bindung wird auch als „Bonding“ bezeichnet. Bonding zeigt sich unter anderem im Lächeln, Schreien, Suchen der Mutter oder anderer Bezugspersonen, indem sich das Baby ihr zuwendet und an ihr festhält. Ein Band fürs Leben wird geknüpft.

Das Bindungsverhalten wird möglich und gestärkt, wenn sowohl das Kind als auch die Bezugspersonen interaktiv zu körperlicher und gefühlvoller Nähe fähig und bereit sind.

Dabei geht es nicht nur darum, das Kind zu trösten und hygienisch zu versorgen, sondern die Bedürfnisse des Kindes zu spüren und darauf passend antworten zu können. Mit jedem gemeinsamen und freudigen Erlebnis wächst Bonding.

Es gibt große Vorteile für Mutter und Kind, wenn die erste Zeit nach der Geburt harmonisch und ohne Störungen verläuft und sich das Neugeborene an der Brust der Mutter vom Geburtsstress erholen und zur Ruhe kommen kann. Es erfährt ein Gefühl von Sicherheit und Halt in dieser neuen Welt und hat genügend Zeit zur Neuorientierung, um somit Urvertrauen entwickeln zu können.

In manchen Fällen kann es aber vorkommen, dass die Geburt für Mutter und/oder Kind nicht sehr harmonisch verläuft. Beim Neugeborenen können Gefühle von Einsamkeit, Isolation, Verwirrtheit und Desorientierung auf Grund schlechter „Startbedingungen“ manifestiert werden. Bei der Mutter können Selbstzweifel und das Gefühl des Versagens aufkommen. Auch kann es sein, dass die Mutter in ihrer Rolle als Mama zweifelt, da sie keine Verbindung zu ihrem Kind aufbauen kann. In seltenen Fällen kann es sich so anfühlen, als hätte die Geburt nie stattgefunden. Ein Gefühl macht sich breit, dass ein essentieller Teil des Geburtsvorganges fehlt.

Zudem kann es aufgrund von traumatischen Trennungs- oder Verlusterlebnissen, schwerer Vernachlässigung oder anderen traumatischen Ereignissen zu Bindungsstörungen kommen.

Da frühkindliche Prägungen unser späteres Leben stark beeinflussen können, ist es wichtig, ein aus welchen Gründen auch immer versäumtes oder beeinträchtigtes Bonding nachzuholen.

Ein verspätetes Bonding für Mutter (oder Bezugsperson) und Kind kann eine wichtige Erfahrung und mitunter für beide sehr heilsam sein. Es kann sooft und wann immer sich eine Notwendigkeit oder Gelegenheit zeigt, durchgeführt werden. Einige Beispiele sollen hier erwähnt sein:

24-Stunden-Rooming-in

Das 24-Stunden-Rooming-in ist eine wichtige Säule des Bonding. Hier sind das Baby und seine Mutter Tag und Nacht nahezu ununterbrochen zusammen. Das Kind sollte nachts nicht abgegeben werden.

Co-Sleeping

Das sogenannte Co-Sleeping, beim dem Eltern und Kind körperlich nah beieinander schlafen, hat viele Vorteile für die Eltern und das Kind. Die vielen Nachtstunden, in denen das Kind die Nähe der Eltern spürt, verstärken seine Vertrautheit mit ihnen.

Gemeinsames Baden – Hautkontakt

Hierzu wird das Kind in einem ausreichend warm geheizten Raum, nur mit der Windel bekleidet der Mutter in unmittelbaren Hautkontakt auf den Oberkörper gelegt oder in zuerst sanft in warmen Wasser gebadet. Dabei kann die Erinnerung an die Schwerelosigkeit im Fruchtwasser wieder erweckt werden. Anschließend wird es auf die Brust der Mutter gelegt. Durch den weichen, warmen, nackten und nassen Körper des Babys auf ihrer Haut kommt sie mit ihren tiefen mütterlichen Instinkten in Kontakt und kann so ihr Urvertrauen in ihr Muttersein stärken.
Dieser innige Moment kann sehr berührend und emotional für Mutter und Kind sowie selbst

verständlich auch für den Vater sein.

Für Interessierte gibt es auch dafür ein spezielles Bademittel, entwickelt von der Hebamme Meissner.

https://www.noreia-essenz.com/p_571/Babyheilbad.html

Babymassage

Eine Babymassage ist eine wunderbare Möglichkeit der Förderung des Bonding. Sie eignet sich für Mütter und Väter gleichermaßen. Durch das bei der liebevollen Berührung und Massage ausgeschüttete Oxytocin wird das Entstehen einer Bindung zwischen Eltern und ihrem Kind

enorm gefördert.

Cranio Sacrale Körperarbeit

Auch Cranio Sacrale Körperarbeit kann bei Bonding unterstützend wirken. Ein Beispiel dafür: Wenn die Mutter (oder der Vater) im Herzen und mit dem Kind verbunden ist, kann sie das Kind während der Cranio Sacralen Anwendung mit einer oder zwei Händen im Nabelbereich berühren. Die zweite Hand kann im Rückenbereich gegenüber dem Nabel positioniert werden. Alternativ kann die zweite Hand auch den Herzbereich berühren.

Positive Auswirkungen von Bonding

  • Eine stimmige Eltern-Kind-Kommunikation fördert eine gute seelische Entwicklung des Kindes.
  • Gleichzeitig fördert es Anerkennung und Vertrauen.
  • Berührung nährt Lebensfreude und baut Stress ab; die Kinder werden ruhiger, entspannter und schreien weniger.
  • Angemessene Berührung regen die Tiefensensibilität und den Bewegungs- und Gleichgewichtssinn an.
  • Die Mütter (Eltern) fühlen sich in ihrer Rolle kompetenter.
  • Das Urvertrauen wird gestärkt.
  • Es unterstützt die Verarbeitung von belastenden Schwangerschafts- und Geburtserlebnissen.

Literaturverzeichnis

Torinek 2011      Sandra Torinek, Bonding – Rebonding: www.familienmentorin.at/diplomarbeiten.html (Zugriff 19.01.2019)

Agustoni 2013   Daniel Augustoni, Craniosacral-Therapie für Kinder